Ich habe letzte Woche eine E-Mail von einer Blogleserin bekommen, die mir zu diesem Thema eine sehr interessante Frage gestellt hat. Mich hat ihre Geschichte so bewegt, dass ich sie gerne mit dir teilen möchte.
Sie schrieb mir, dass sie schon länger Yoga übt und wöchentlich einen Yogakurs bei einer Yogalehrerin besucht, der ihr auch gut gefällt. Da sie gerne auch mal über den Tellerrand hinaus schaut, hat sie eine Probestunde bei einer anderen Yogalehrerin besucht. Diese Yogastunde hat ihr gut gefallen, sodass sie sich vorstellen könnte zu beiden Yogalehrerinnen zu gehen und so statt 1x nun 2x Yoga zu üben, da das aus ihrer Sicht eine schöne Ergänzung und Bereicherung für sie wäre.
Entschlossen von ihrer Idee, erzählte sie ihrer (Haupt-)Yogalehrerin davon, dass sie nun 2x pro Woche üben wollte. Einmal bei ihr und einmal bei einer neuen Yogalehrerin. Ihre Yogalehrerin reagierte alles andere als begeistert, bzw. lehnte ihr Vorhaben ab.
Die Yogalehrerin begründete das damit, dass man „per se“ nicht gleichzeitig bei 2 unterschiedlichen Yoga-Trainern üben sollte und sie als Yogalehrerin damit ein Problem haben würde, wenn sie mit einer anderen Yogalehrerin „fremd ging“. Eine Reaktion, mit der sie in der Form nicht gerechnet hat. Mich erinnert das irgendwie an den Bibelspruch „du sollst neben mir keine anderen Götter haben?“ Nicht mehr ganz so zeitgemäß, oder?
Mit ihrer Aussage hat die Yogalehrerin ihre Schülerin jedenfalls so verunsichert, dass sie sich an mich gewandt hat, um eine zweite Meinung zu bekommen.
Ich habe ihr dann von meiner ähnlichen Geschichte geschrieben, die ich schon einmal selbst erlebt habe.
Bevor ich meine Yoga-Ausbildung gemacht habe, bin ich zu einem Yogalehrer zum Üben gegangen. Er war damals der Einzige hier im Ort und wurde mir von der Krankenkasse angepriesen. Da mich damals schon der Wissensdurst gepackt hatte, fragte ich ihn nach Yoga-Büchern, die er empfehlen kann und die mich etwas tiefer in die Materie einsteigen lassen als das, was ich aus dem regulären Unterricht als Input bekomme.
Auch er hat das damals strikt abgelehnt, da mich das ja total verwirren würde und dass das sicherlich nicht seiner Meinung entspräche und wenn ich Fragen hätte solle ich nur zu ihm kommen. Das kam mir damals sehr merkwürdig vor und hat mich so verwirrt, dass ich dort nicht mehr hingegangen bin, als meine 10er-Karte voll war. Irgendwie war mein Vertrauen futsch. So hat zwar auch eine Transformation stattgefunden, doch in eine andere Richtung, als die, die sich mein damaliger Yogalehrer erhofft hatte.
Natürlich möchte man als Yogalehrer(in) keinen Yogaschüler oder Schülerin verlieren, schließlich verdient man damit ja sein Geld, doch das oberste Ziel ist es doch den Yogaschülern auf ihrem Weg zu helfen, sie zu unterstützen und nicht ihnen Steine in den Weg zu legen.
Und wenn Schüler mal auswärts schnuppern und dann glücklich wieder zu dir zurückkommen, weil sie festgestellt haben, dass sie sich bei dir doch besser aufgehoben fühlen – ein Gefühl für einen Yogalehrer, das man mit Geld nicht bezahlen kann.
Ich selbst animiere meine Schüler immer wieder andere Yogalehrer und Studios auszuprobieren. Gemeinsam mit meinen Schülern habe ich einen gemeinsamen Ausflug zu einem Aerial-Yoga-Workshop gemacht oder animiere sie auch mal, mit YogaEasy oder Yogamour zu üben, wenn ich im Urlaub bin.
Warum würden sonst Yoga-Studios Gastlehrer einladen oder auch mal andere Yoga-Richtungen in den Kursplan aufnehmen?
Es gibt nicht die eine Meinung und das eine Yoga. Yoga ist so vielschichtig wie die Menschen auf der Welt und jeder hat die Freiheit alles auszuprobieren, um das für sich Beste herauszuholen. Yoga bedeutet ja auch zu hinterfragen und nicht alles als gegeben hinzunehmen. Es geht schließlich um die persönliche Weiterentwicklung!
Sollte dir mal etwas Ähnliches passiert sein, teile deine Geschichte gerne im Kommentar.
Mein Tipp: Lass dir nichts einreden und schon gar nichts ausreden. Höre auf dein Bauchgefühl und du musst dich in keinster Weise dafür rechtfertigen, dass du mehr üben oder mehr wissen möchtest.
In diesem Sinne feel free
Diana
P.S. Vielen Dank für deine Erlaubnis, dass ich deine Geschichte teilen durfte.
Bildquelle: elements.envato.com
Ich selbst bin auch Yogalehrerin und finde es schön, wenn meine Schüler auch zu anderen Lehrern gehen. Auch ich besuche mit meinen Schülern zusammen Yogafestivals. Das heisst für mich Yoga leben – nicht nur auf der Matte.
Hallo Chantal,
tolle Einstellung, die ich auch vertrete.
Namasté
Diana
Auch ich gehe mit Begeisterung zu zwei Yogalehrern. Bei dem einen habe ich einen regelmäßigen Kurs, bei der anderen besuche ich regelmäßig Workshops und eine Arbeitsgruppe. Ich finde, diese Lösung sehr gut, da man so auch einmal eine andere Sichtweise kennenlernen kann. Und ich finde beide einfach klasse, obwohl sie unterschiedliche Ansätze im Unterricht haben.
Eine sehr gesunde Einstellung, mit offenem Geist zu unterrichten und unterrichtet zu werden. Jeder ist ja im Prinzip sein eigener Lehrer. Ich bin noch einen Schritt weiter gegangen und habe meine Yogalehrerschuelerinnen zur Hospitation in andere Studios geschickt. Unglaublich, was sie sich anhören mussten: wie dann siehst du ja meine Choreographie, oder ich möchte nicht bewertet werden und vieles mehr… Bis zur Verweigerung der Hospitation. Ich finde eine Hospitation so hilfreich, denn du hast Zeit dich auf Sprache, Adjustment und Stimmung zu konzentrieren, dass geht nicht, wenn man selbst praktiziert. Ich wünsche mir noch mehr Offenheit sowohl für Leherer und Ausbildung.
Hallo Heike,
da ich nicht selbst ausbilde, kann ich niemanden zur Hospitation hinschicken ;-)
Auch ich bin nach der Yogalehrer-Ausbildung zur Hospitation in ein Yoga-Studio gegangen. Und gerade am Anfang ist es toll Feedback zu bekommen.
Man kann sich nur weiter verbessern wenn man übst. Je mehr Eindrücke ich hatte desto leichter ist es mir gefallen meine eigene Richtung zu finden.
Schade, dass das nicht öfter so wie von dir praktiziert wird, gerade wo jeder von der großen und tollen Yoga-Community spricht. Fragt sich nur was damit gemeint ist?
Namasté
Diana
Hi Diana…
Tatsächlich bin ich der Meinung es gibt nur einen wahren Yogalehrer- und der ist jeder selber für sich! Alles andere sind nur abwechslungsreiche Inspirationen.
Ich würde doch zu gerne wissen, wieviele Yogalehrer übrig bleiben würden, wenn man damit kein Geld mehr verdienen kann?
Hallo Jasmin,
tja, ich glaube auf deine Frage, werden wir wohl keine Antwort bekommen ;-)
Ich habe seinerzeit tatsächlich kostenlos angefangen und eine Bekannte unterrichtet, so konnte ich ungezwungen Dinge ausprobieren und habe immer mehr Unterrichtserfahrung bekommen.
Inzwischen ist es zum Beruf geworden und da gehört Geld verdienen einfach dazu, denn auch Yogalehrer brauchen ein Dach über dem Kopf und müssen sich was zum Essen kaufen.
Liebe Grüße
Diana
Liebe Diana,
danke für die Geschichte. Tatsächlich ist mir sowas Ähnliches auch mal passiert, aber damals in meiner Meditationsgruppe. Ich hatte über einen Bekannten die Möglichkeit gefunden, in einer lokalen Gemeinschaft zu meditieren. Da ich ungern alleine meditiere, kam mir das gerade recht. Die Leute waren auch alle sehr nett und ich wurde herzlich aufgenommen. Nach einigen Monaten habe ich meinen Lehrer gefragt, ob er denn weitere Gruppen kenne oder andere Meditationsformen kenne. Daraufhin wurde er sehr wütend und sagte mir, dass ich die Gruppe nicht respektiere und undankbar sei. Infolgedessen bin ich auch nicht mehr dahingegangen, was ich sehr schade fand. Aber letztendlich habe ich es nicht bereut, da ich wie du der Meinung bin, dass Yoga und Meditation vielfältige Schulen und Formen haben, die sich nicht gegenseitig ausschließen. Gerade durch das Miteinander werden unsere Horizonte erweitert.
Liebe Grüße,
Klaus
Hey,
schade, dass wir uns nie kennengelernt haben, als ich noch in Deiner Nähe gewohnt und gearbeitet habe ;-)
Ich kann diese Erfahrungen bestätigen. Meine Schüler sind teilweise auch noch in anderen Yogakursen, weil ich erst vor 1 Jahr eröffnet habe (Umzug von LK Harburg) und sie ihre „alte YL“ gerne mögen, mich aber eben auch. Ich empfinde das als großes Kompliment für beide Yogaschulen. Damit bin ich leider alleine, denn immer wieder wird mir berichtet, dass die Schüler ein schlechtes Gewissen gemacht bekommen, wenn sie zu mir gehen, oder sogar vor mir gewarnt werden.
Dabei unterrichte ich einfach nur einen anderen Stil, den die Schüler als Ergänzung wahrnehmen. Seltsame Sache…